Die ICD-11 ist die neueste Version der Diagnostischen und Statistischen Manuals für psychische Krankheiten (DSM). Die ICD-11 wurde im Juni 2018 von der WHO (World Health Organization) veröffentlicht und ist die erste ICD seit mindestens 15 Jahren. Die neue ICD-11 umfasst einen neuen Abschnitt zu Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung (C-PTSD), der im Juni 2019 in Kraft getreten ist.
Die neue Diagnose 6B41.0 "Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung"
ist eine Störung, die bei Menschen diagnostiziert wird, die "ein oder mehrere traumatische Erlebnisse von lang anhaltendem und/oder enormen Ausmaß erlitten haben, die mit einer Veränderung der Persönlichkeit oder mit der Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung (z.B. Borderline-Persönlichkeitsstörung) einhergehen".
Die Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (englisch complex post-traumatic stress disorder, CPTSD) ist eine seit 2017 durch die ICD-11 (Internationale Klassifikation der Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation) anerkannte psychische Störung, die durch ein schweres, langanhaltendes Trauma ausgelöst wird.
Die Diagnose setzt mindestens zwei der folgenden Kriterien voraus:
(1) Die Persönlichkeit des Betroffenen hat sich aufgrund des Traumas verändert;
(2) der Betroffene hat das Gefühl, innerlich zerrissen zu sein;
(3) er oder sie hat Probleme mit der Regulation von Affekt und Impulsen;
(4) er oder sie hat Schwierigkeiten mit der sozialen Interaktion und dem Aufbau von Beziehungen;
(5) er oder sie hat das Gefühl, von anderen Menschen abgelehnt und ausgestoßen zu werden.
Keine Diagnose ICD-11 6B41.0 in Deutschland
In Österreich und der Schweiz wurde die Diagnose kPTBS bereits eingeführt, in Deutschland jedoch noch nicht. Dies hat zur Folge, dass Betroffene in Deutschland oftmals nicht die richtige Behandlung erhalten und die Symptome oft unerkannt bleiben.
Also derzeit gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz keine einheitliche Diagnose für Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (cPTSD). In Deutschland wird die Diagnose derzeit nicht anerkannt, in Österreich und der Schweiz gibt es jedoch einige psychologische und psychiatrische Einrichtungen, die die Diagnose anerkennen.
In Deutschland ist die Anerkennung der Diagnose abhängig von der jeweiligen Krankenkasse. Die Diagnose wird in der Regel nur dann anerkannt, wenn eine langjährige Behandlung notwendig ist. In der Schweiz und in Österreich ist die Anerkennung der Diagnose jedoch nicht so einfach. In der Schweiz muss eine langjährige Behandlung notwendig sein, um die Diagnose zu bekommen, in Österreich hingegen muss ein Gutachten von einem Experten eingeholt werden.
Wenig Therapeuten ausgebildet für kPTBS
Es ist erst paar Monate her, dass ich das Fortbildungsangebot "PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung), Komplextrauma und komplexe dissoziative Störungen nach DSM V und ICD-11" von Michaela Huber, die den 1. Vorsitz der „Deutsche Gesellschaft für Trauma und Dissoziation" innehat, wahrgenommen habe. Im Mai 2022 gab es kaum welche unter den Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen und psychologischen Berater, die bereits Erfahrung mit Patienten mit Entwicklungtrauma gemacht haben bzw. genauer gesagt: Betroffene mit Entwicklungtrauma bisher und zuvor bewusst behandelt haben!
Ist das nicht verheerend?
Erwachsenenbildung und das Bildungssystem für Psychologen, Psychiater und Ärzte ist mindestens um 15 Jahre veraltet und bedürfe eine Modernisierung. Haben Sie das schon gewusst?
Das zeigt sich oft nicht nur in den Ängsten und Ratlosigkeit der Fachkräfte, sondern auch in den Behandlungsmethoden, die von unseren Krankenkassen bis dato NICHT ganzheitlich angeboten werden.
Die Neurobiologie und Gehirnforschung bzw. die Epigenetik haben bereits seit Jahren nachgewiesen, dass eine rein narrative Behandlungstherapie keine adäquate Erleichterung erzielen kann.
Viele meiner Klienten berichten mir sogar von Ablehnungen und Absagen, sobald ihre Diagnose von Komplextrauma bekannt wird. Behandelnde verschließen sich und nehmen die Patient:innen dann nicht an.
Warum eine ganzheitliche Behandlung von Entwicklungstrauma notwendig ist
Die zentrale Empfehlung in der S3-Leitlinie für die Behandlung der komplexe PTBS lautet heute:
„Für eine kPTBS nach ICD-11 sollte die psychotherapeutische Behandlung mit einer Kombination traumafokussierter Techniken erfolgen, bei denen Schwerpunkte auf der Verarbeitung der Erinnerung an die traumatischen Erlebnisse und/oder ihrer Bedeutung liegen sowie auf Techniken zur Emotionsregulation und zur Verbesserung von Beziehungsstörungen im Sinne der Bearbeitung dysfunktionaler zwischenmenschlicher Muster.“
Die Interpretation der Richtlinie lässt viel Raum. Eine klare Einschließung unseres Körpers und unserer Wahrnehmungen (VAKOG) in den Behandlungsplan ist nicht beschrieben.
Auch die originäre Integration und Wiederentdeckung der Natur und ihre heilenden Kräfte als Teil der Behandlung sind nicht zu finden.
Wir bei GANESHASHALA® setzen nur jene ausgewählten Coaching- und Therapiemethoden ein, die sowohl aus psychologischer als auch neurobiologischer Sicht standhalten, und eine tatsächliche Veränderung bewirken können. Ganz nach State-of-the-Art der Traumaforschung und Neurowissenschaften u.a. nach Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth.
Keine Diagnose ICD-11 6B41.0 und kPTBS in Deutschland!
"Laut Kay Funke-Kaiser, Sprecher der Bundespsychotherapeutenkammer: „In Deutschland ist für die Diagnosestellung weiterhin die ICD-10 in der jeweiligen deutschen Version, die geringfügigen jährlichen Anpassungen unterliegt, maßgeblich und sowohl in der vertragsärztlichen Versorgung wie auch im Krankenhaus verbindlich“. Ein Übergang zu nächster ICD-Version ist in Deutschland ein langwieriger Prozess, auch 2023 sei die Einführung der ICD-11 nicht zu erwarten." - Original Artikel und Interview mit mir Gabriella Rist können Sie auf der Website der Tagesspiegel lesen.
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