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Ist das Leben schön?

Aktualisiert: 12. März 2022

Wenn Weihnachten und Silvester zum Graus werden.


Ich weiß es noch gut, dass ich als Kleinkind Weihnachten kaum erwarten konnte. In den Dezember Tagen hat schon alles nach Tannenbaum gerochen, Die Straßen waren mit Lichterketten geschmückt und aus jedem Haus stieg die Duft von Kuchen und Plätzchen hoch. Ich war mit meiner Schwester bereits Wochen davor ganz aufgeregt und wir haben es versucht zu erraten, was wir wohl zum Geschenk bekommen. Wir haben die Wohnung durchforstet, und jeden Versteck durchgesucht, ob wir die Geschenke schon im Vorfeld finden können.

Und dann kam es in meinem Leben anders. Diese vorfreudige Wartezeit wandelte in einen Widerstand in mir, und ich war froh als ich von zu Hause weg ziehen konnte. Endlich eigenständige Gestaltung der Feiertage!


Allein oder zusammen? Oder zusammen allein?

Es gibt viele Gründe, warum man die Weihnachtszeit meidet. Manche Leben schon sehr lange alleine, sind entweder Single oder verwitwet. Manch andere haben noch nie eine Partnerschaft aufrechterhalten können und sind deshalb vereinsamt. Und es gibt wieder Menschen, die wegen das Erlebte in der Kindheit die Adventszeit verbannen.

Wenn man im Kindes- und Jugendalter in der Ursprungsfamilie oder in einer Bezugs-Gemeinschaft - wie Schule, Sportverein, Religionsgemeinschaft, Internat - Einiges mit Gewalt verbunden erlebt hat, entsteht der Wunsch, die Welt unabhängig und selbstbestimmt zu gestalten.



Nun, ist das Leben schön? Ich denke, dass jeder die Chance hat, aus den Gegebenheiten das bestmögliche zu schaffen. Wenn wir den Fokus auf die positiven Seite des Alleinseins - nicht das Einsam sein - legen, kommt nicht selten sogar Freude damit hoch. Zum Alleinsein gehört auch immer die Selbstbestimmung und die Möglichkeit der Besinnung. Weihnachten ist ja eine besinnliche Zeit, wenn wir über das alte Jahr nachdenken, über die Geschehnisse und Ereignisse und man der vergangenen Monate bewusster wird. Wir können die Stille genießen und die Zeit damit verbringen, was uns guttut.

Wir werden auch über uns selbst mehr bewusst.


Es gibt eine Variante im Singleleben der misshandelten Kinder, welches auch ich erlebt habe, Damals bin ich aus einer toxischen Beziehung in die nächste gestolpert. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als menschliche Wärme, Verbundenheit und Sicherheit. Es dauerte wirklich lange, bis ich begriffen habe, dass meine Wünsche nur dann erfüllt werden, wenn ich mich verändere. Es brauchte Einiges an Weiterentwicklung in meiner Persönlichkeit, Erkenntnisse und Veränderung in meinem Verhalten.


Ich musste es verstehen, dass ich selbst dazu beigetragen habe, die falschen Beziehungen zu haben. Diese Zeiten waren für mich häufig mit tiefen seelischen Schmerz verbunden, gefüllt mit Sehnsucht, Zweifel und Versager-Gefühle. Ich habe es damals nicht gesehen, dass ich mich immer noch in dem Gefängnis des Erlebten in der Kindheit befand und die emotionale Abhängigkeit von meiner Mutter präsenter war, denn je! Ich war auch überzeugt, dass ich glücklich bin, Die Bedürfnisse anderer waren das Wichtigste für mich. Dann am Ende der Beziehung habe ich bemerkt, dass ich erneut all meinen Wünsche und Vorstellungen von meinem Leben aufgegeben habe bzw. soweit angepasst habe, dass ich mich wieder auf die Suche nach mir selbst begeben musste.


Die Qual der Entscheidung

Zu den Adventszeiten kommen viele in ein Grübeln und können immer noch nicht entscheiden: ob sie das Abendessen bei den Eltern (nach dem letzten, erneut schiefgelaufenen Heiligabend) diesmal wirklich absagen oder nicht? Viele Menschen mit Gewalterfahrung - und das muss nicht ausschließlich sexueller Übergriff gewesen sein -, wollen diese Tage lieber alleine verbringen. Ich bekomme es mit, dass es einigen mittlerweile auch gelingt, nein zu sagen. Das erste NEIN ist eine wahre Errungenschaft und gehört zu den ersten korrigierenden positiven Beziehungserfahrungen, ohne die eine Heilung nicht möglich ist. Mit diesem Nein kommt gleichzeitig aber eine große Schwierigkeit mit. Freunde, Eltern und Großeltern sind völlig perplex, und wollen es nicht wahrhaben. Man versucht einen zu überreden und wenn das nicht gelingt, dann kommt es häufig zu erneuter Gewalt. Formen von psychischer Erpressung oder das Erzeugen von Gewissensbissen und Schuldzuweisungen sind die üblichsten. Zuletzt nicht selten werden wir als Egoist abgestempelt und als schwarze Schaf der Familie. Diese Wendung kostet uns dann noch mehr Kraft! Die Energie, welche uns immer noch, und wieder klein halten will, muss abgewendet werden. Da wir unseren Selbstwert meist ein Leben lang in einer fragilen Form besitzen, schwächt uns jeder Angriff erneut. Unmengen Energie wird uns geraubt, um unsere Grenzen und Selbstwert bewahren zu können.


Die Erlösung: das Leben ist schön!

Wir haben die Macht, unser Leben schön einzurichten. Wir haben die Macht, unsere Grenzen neu zu setzen. Wir haben die Macht, unseren Selbstwert und Selbstbewusstsein zu schulen. Wir haben die Macht, Fürsorge um uns Selbst zu tragen. Wir haben die Macht, die Wärme uns selbst zu schenken. Wir haben die Macht, nur Menschen in unser Leben zu lassen, die uns wirklich guttun.


In diesem Sinne wünsche ich Euch allen einen schönen Weihnachten und einen liebe-vollen Ausklang des alten Jahres.

Wenn Du über die Feiertage einzelne Stunden für Deine Grenzen und Wohlergehen verbringen möchtest, schließe Dich uns bei Traumasensitiver Meditation, Achtsamkeit und Yoga an. Wir freuen uns auf Dich!


Events Advent und Silvester






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