Wie wissenschaftliche Werte Resilienz der Mitarbeiter als Erfolgsfaktor Nr. 1 von Unternehmen steigern können
Konzepte wie „New Work“, „Agiles Arbeiten“ oder das durch die Pandemie getriebene Modell „Homeoffice“ verlangen schon lange neue Fähigkeiten sowohl von den Mitarbeitern als auch von den Führungskräften.
Diese Sogenannte VUCA*-Welt Möchte von uns schnelle Veränderung im Verhalten im Denken und in der Kommunikation.
Dies widerspricht aber unseren humanistischen Ressourcen und Fähigkeiten wie beispielsweise das Umprogrammieren von Verhaltensstrukturen und Gewohnheiten im Gehirn.
Alles, was wir Fähigkeit nennen, ist als neuronales Netzwerk in unserem Kopf vorhanden und bildete sich von Kleinkindalter bis heute aus.
Neue Arbeitswelt – Ruin von Resilienz?
Alles, was wir Fähigkeit nennen, ist als neuronales Netzwerk in unserem Kopf vorhanden und bildete sich von Kleinkindalter bis heute aus.
Die Schwierigkeit liegt darin, dass diese Netzwerke und überhaupt die Mechanismen unseres Gehirns nicht auf diese rasante Schnelligkeit und Wandlung der digitalen Zeitalter ausgerichtet sind. Somit fühlen sich viele Mitarbeiter überfordert und mit der Belastung kommen sie immer weniger klar. Die Entstehung von posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und Depression ist als Folge dieser beruflichen Veränderungen nicht selten.
Begünstigt werden diese Erkrankungen durch bestimmte Denkmuster, wie es in einer
Langzeitstudie über zwei Jahren an der Oxford Universität herausgefunden wurde. „Wir wollten herausfinden, ob es bestimmte Risikofaktoren gibt, die vorhersagen, ob Notfallsanitäter im Berufsalltag beeinträchtigende psychische Reaktionen wie Depressionen oder eine PTBS entwickeln“, sagt Prof. Ehlers, die Leiterin der Studie im Juni 2021. Im Laufe der 2 Jahre entwickelten 8,6% der Probanden eine PTBS und 10,6% eine Depression. Dabei fiel auf, dass Personen, die häufig über belastende Situationen grübelten, besonders anfällig dafür waren, eine PTBS zu entwickeln. Für die Voraussage von Depressionen war ein anderes Merkmal, der Grad an Selbstvertrauen in die eigene Fähigkeit, mit Belastungen fertig zu werden, d.h. die Resilienz einer Person, besonders ausschlaggebend. „Es sind also weniger die belastenden Ereignisse an sich, die eine psychische Störung vorhersagen, sondern mehr die eigenen Denkmuster und der individuelle Umgang mit diesen Erfahrungen“, kommentierte Prof. Ehlers.
Erkenntnisse im Berufsleben einsetzen
Ähnlich, wie die Notfallsanitäter der genannten Studie, erleben Mitarbeiter während der überschnellen Veränderung des Berufslebens und Arbeitsmethoden, mindestens eine sehr stark belastende Situation. Am Ende der Studie war es klar, dass die entweder durch PTBS oder durch Depression Erkrankten blieben, – stärker als ihre Kollegen -, in ihrer Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt. Schlafstörungen und einer stärkere Gewichtszuwachs wurden zusätzlich berichtet.
Resilienz, also die psychische Widerstandskraft gegen Extrembelastung der heutigen Arbeitswelt kann durch gezielte Trainingsprogramme geschult werden. Eine Abfederung der Konsequenzen von schlimmen beruflichen Situationen kann durch psychologisch und neurowissenschaftlich fundierte, ganzheitliche Methoden präventiv gefördert werden. Hierzu forscht u.a. auch Prof. Gerhard Roth Hirnforscher seit Jahrzehnten.
Entscheidende Kriterien für die Wirksamkeit solcher präventiven Maßnahmen sind
die Auswahl wissenschaftlich fundierten Business Coaching-Modelle,
die Berücksichtigung der Veränderbarkeit von Persönlichkeit und Ihren Motiven
die Wechselwirkungen zwischen Organisation und Einzelperson.
Menschen mit bereits vorhandenen psychischen Erkrankungen
Die VUCA-Welt ist insbesondere ungünstig für Menschen mit sehr feinfühligem Nervensystem (u.a. Hochsensibilität, d.h. HSP) und / oder psychischen Erkrankungen durch das in der Kindheit Erlebten. Diese Mitarbeiter sind äußerst gefährdet und benötigen andere Möglichkeiten und Maßnahmen im Job als jene, die mental unversehrt sind. Zum einen sind andere bzw. angepasste Wiedereingliederungsmaßnahmen sind gefragt, zum anderen von Grund auf andere Einrichtung (Setting) des Arbeitsumfeldes.
Zum Ersteren gehören Maßnahmen wie beim „Return to Work“ oder nach einer Stressbedingten Erkrankung wie Depression, Burnout oder Mobbing am Arbeitsplatz. Für Letzteres wäre es sinnvoll, die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen im Sinne Betrieblicher Gesundheitsvorsorge (BGM) anzupassen. Wieso?
Jene Kollegen mit traumatischen Beschwerden aus der Kindheit und Jugendalter, die unter Ihnen mit Angststörungen, Depression, Verdauungsbeschwerden, chronischen Schmerzen (Rücken, Migräne), Konzentrationsschwierigkeiten, Schüchternheit, wenig Selbstvertrauen, schädlichen Denkmuster wie das bereits erwähnte Grübeln oder negativen Überzeugungen über sich selbst, den Arbeitsalltag bewältigen, brauchen andere Maßstäbe auch im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen.
Heute differenziert das Arbeitsschutzgesetz diesbezüglich leider nicht.
Die Minderung von Arbeitsausfällen und erneuten Erkrankungen, d.h. für die wahre Steigerung der Produktivität im Unternehmen werden nur durch die beschriebenen Faktoren möglich.
Diversity und Nachhaltigkeit im Leadership
Neue Arbeitswelt, neue Maßstäbe und folglich neue Kompetenzen für den Führungskreis. Der Begriff Nachhaltigkeit wird zurzeit primär im Kontext Umweltschutz und Klimaschutz verwendet.
Nachhaltige Führung bedeutet eine Lenkung von Mitarbeitern welche ökologisch, ökonomisch, aber vor allem humanistisch ist. Dass sich Resilienz der einzelnen Betriebsangehörigen als Erfolgsfaktor Nummer 1 von Unternehmen entpuppt hat, kann uns nicht entgehen. Ein Unternehmen ist nur so stark wie das schwächste Glied in der Kette.
Die mentale Stärke und psychische Stabilität von Human Ressourcen ist die Grundvoraussetzung von zuverlässiger Planbarkeit der Produktion und Dienstleistungserbringung.
Ohne eine Nachjustierung im Mindset des Managements für die neue Welt kann die wirksame Transformation in Richtung Nachhaltigkeit nicht gelingen.
"Die psychologisch-wissenschaftlichen Wirkfaktoren der Veränderung im Mindset sind dieselben, wie für die Steigerung von Resilienz."- Gabriella Rist
Ein Gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld, welches sich auf gegenseitigen Respekt, Gewaltfreie Kommunikation und Berücksichtigung der mentalen Verschiedenartigkeit einzelnen Menschen beruht, ist der Begriff von New Diversity und Nachhaltigkeit.
Schreiben Sie mir Ihre Kommentare und wie Ihre Sicht auf die neue Arbeitswelt aussieht.
Haben Sie vielleicht Anregungen, wie man einen positiven Einfluss auf die Weiterentwicklung von New Work und VUCA nehmen könnte?
Ihre Gabriella Rist.
Notiz: *VUCA ist ein Akronym, erstmals 1987 verwendet und gestützt auf die Führungstheorien von Warren Bennis und Burt Nanus („volatility" ("Unbeständigkeit"), "uncertainty" ("Unsicherheit"), "complexity" ("Komplexität") und "ambiguity" ("Mehrdeutigkeit"). VUCA beschreibt die Merkmale unserer modernen Welt.
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